Act against Aids

«Die Krise holt aus jedem Einzelnen das Beste heraus»

Ruedi und Sabine Lüthy arbeiten Hand in Hand für das Wohl der Patientinnen und Patienten der Newlands Clinic. Gemeinsam lassen sie das vergangene Jahr im aktuellen Jahresbericht Revue passieren.

Was war Ihr Highlight im vergangenen Jahr?
Ruedi Lüthy: Für mich persönlich war es der Besuch von Ignazio Cassis. Dass ein Bundesrat unsere Klinik besucht, war für uns alle eine grosse Ehre und ein Zeichen der Anerkennung.

Sabine Lüthy: Was mich letztes Jahr besonders gefreut hat, waren die verschiedenen Auszeichnungen, die mein Vater entgegennehmen durfte. Sei es das Ehrendoktorat der Universität Basel oder die Verleihung des Schweizerischen Menschenrechtspreises – sie sind Zeichen dafür, dass er mit seinem Tun einzigartiges bewirkt hat.

Ruedi Lüthy: Es war aber nicht nur mein Verdienst, sondern vielmehr die Leistung des ganzen Teams – in Bern wie in Harare. 2019 hat vor allem unseren simbabwischen Mitarbeitenden sehr viel abverlangt, aber auch gezeigt, zu was wir fähig sind.


Die Strom- und Wasserversorgung ist zusammengebrochen, das öffentliche Gesundheitssystem kollabiert. Wie hat die Newlands Clinic dies alles bewältigt?
Ruedi Lüthy: Wir haben das enorme Privileg, dass wir weitgehend unabhängig von den äusseren Einflüssen arbeiten können. Dank unseren Spenderinnen und Spendern aus der Schweiz können wir Medikamente kaufen und unseren Angestellten anständige Löhne zahlen. Zudem haben wir einen eigenen Tiefbrunnen für die Wasserversorgung. Ganz zentral ist auch, dass wir im Herbst mithilfe der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit eine eigene Solaranlage für die elektrische Versorgung in Betrieb nehmen konnten.

Sabine Lüthy: Damit sind wir weitgehend autonom und gut gewappnet für die Zukunft. Ich denke, diese Krise hat das Beste aus jedem Einzelnen herausgeholt und uns noch mehr zusammengeschweisst. Ohne das Engagement, die Kompetenzen und den Mut unserer Mitarbeitenden könnten wir die Klinik nie so erfolgreich führen.


Inwiefern beeinflusst der desolate Zustand des öffentlichen Gesundheitswesens die Newlands Clinic?
Ruedi Lüthy: Es kommen sehr viel mehr Schwerkranke zu uns, die früher in öffentlichen Spitälern behandelt wurden und jetzt bei uns Hilfe suchen. Darunter sind viele mit fortgeschrittenen HIV-Infektionen und Folgeerkrankungen wie Krebs. Nebst klaren Kriterien ist viel Flexibilität gefragt, damit wir möglichst vielen Menschen helfen, aber dennoch unsere begrenzten Ressourcen optimal einsetzen können.

Sabine Lüthy: Diese Situation wird uns weiter stark beschäftigen. Und natürlich die Auswirkungen des Coronavirus. Viele Menschen in Simbabwe sind mangelernährt, haben ein geschwächtes Immunsystem und die hygienischen Bedingungen sind schlecht. Das ist beunruhigend. Aber wir sind bestmöglich vorbereitet und werden alles daransetzen, dass wir unsere Patientinnen und Patienten auch während dieser Krise umfassend betreuen können. Das Vertrauen, das uns unsere Spenderinnen und Spender entgegenbringen ist für uns gerade in diesen Zeiten von ganz besonderer Bedeutung.  

Jahresbericht 2019