Act against Aids

«Diese Tage haben uns als Team noch mehr zu­sam­men­ge­schweisst»

Matthias Widmaier, Administrativer Leiter der Newlands Clinic, berichtet, welche Auswirkungen die Situation in Simbabwe letzte Woche auf den Betrieb der Klinik hatten.

Wie ist die Lage in Harare momentan?

Seit letzten Freitag hat sich die Situation beruhigt. Der Verkehrt scheint seit Mittwoch wieder normal zu fliessen. Vereinzelt sind Polizeikontrollen und Militärpräsenz zu sehen.


Wie läuft es in der Klinik?

Letzte Woche war der Klinikbetrieb zwei Tage lang ja sehr reduziert. Seit Montag ist der Wartesaal wieder sehr voll. Da unsere Patienten die Konsequenzen eines Therapieunterbruchs kennen, setzen sie alles daran, in die Klinik zu kommen, auch wenn sie einen grossen Teil der Strecke zu Fuss zurücklegen müssen. Bei einigen waren es zwischen 5 und 10 Kilometer.


Was für Konsequenzen hätte denn ein Therapieunterbruch?

80% unserer Patienten werden mit der Standardtherapie (1. Linie) behandelt. Halten sie ihre Therapie nicht zuverlässig ein, können Resistenzen entstehen. Wenn sie ihre Medikamente mehrere Tage lang nicht einnehmen, steigt die Viruslast stark an. Das bedeutet, dass ihr Immunsystem geschwächt wird und sie nach ungefähr zwei Wochen wieder ansteckend sind. Unser Ziel ist es, einen Therapieunterbruch zu verhindern und sicherzustellen, dass unsere Patientinnen und Patienten genug Medikamente haben. Sie selbst sind sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst. Wir sprechen im Rahmen unseres umfassenden Behandlungskonzepts regelmässig über die Konsequenzen des Therapieunterbruchs.


Wie habt ihr dies letzte Woche sichergestellt?

Wir haben gemacht, was wir konnten. Wir haben sichergestellt, dass alle Abteilungen besetzt sind, auch wenn weniger Personal vor Ort war. Eine wichtige Aufgabe unserer Mitarbeitenden war, die Patienten anzurufen, um herauszufinden, ob sie genügend Medikamente hatten. Falls nicht, sollten sie sich an das nächste öffentliche Spital wenden. Dass unsere Mitarbeitenden jederzeit für sie da sind und sich mit so viel Anteilnahme um sie sorgen, bedeutet unseren Patienten sehr viel. Dafür sind sie noch dankbarer als sonst.


Was war und ist schwierig?

Die Ungewissheit. Nicht zu wissen, was morgen kommt, ist nicht einfach. Die Simbabwer sind tapfere und kreative Menschen. Sie arbeiten mit dem, was ihnen gerade jetzt zur Verfügung steht. Sie holen aus der aktuellen Situation das Beste heraus und gehen damit weiter. 
 

Wie ist es für die Mitarbeitenden der Newlands Clinic?

Es war immer klar, dass die Sicherheit vorgeht. Konnte jemand nicht zur Arbeit kommen, standen wir in engem Kontakt zueinander. Die Mitarbeitenden haben auch den Transport zur Arbeit gemeinsam organisiert, um Ressourcen wie beispielsweise Benzin, bedachter einzusetzen. Diese Tage haben uns als Team noch mehr zusammengeschweisst. Wir schauen zueinander und die Unterstützung aus der Schweiz hilft dabei sehr. Nur schon eine Whats-App-Nachricht mit einem «Hallo, wie geht es euch» bedeutet jetzt noch mehr wie sonst. Wir wissen: was auch immer kommt, sie sind da für uns.

Herzlichen Dank für das Gespräch!