Act against Aids

«Für mich überwiegt das Positive»

Ein schwieriges und aussergewöhnliches Jahr neigt sich seinem Ende zu. Unsere Geschäftsleiterin Sabine Lüthy zieht eine erste Bilanz und berichtet, wie die Newlands Clinic die letzten Monate gemeistert hat.

Covid-19 beherrscht in der Schweiz das öffentliche Leben. Wie sieht es in Simbabwe aus?
Die mit grosser Furcht erwartete Corona-Welle ist in Simbabwe bisher ausgeblieben, zumindest wenn man den offiziellen Zahlen - rund 10 000 Fälle - glaubt. Das Virus ist ein zusätzliches Problem in einem Alltag, der für viele von Hunger und Krankheit geprägt ist. In den Armenvierteln gehen die Menschen ihren Tagesgeschäften nach wie eh und je - ohne Masken, ohne Abstand - und versuchen sich über Wasser zu halten. Corona ist abstrakt, der Hunger aber ganz real. Dass Europa und die Schweiz derart von Covid-19 durchgerüttelt werden, nehmen die Menschen hier mit grossem Erstaunen und Ungläubigkeit wahr. Unsere Mitarbeiterinnen und Freunde sorgen sich um uns und nicht mehr umgekehrt.

Das öffentliche Gesundheitswesen ist beinahe lahmgelegt. Wie wirkt sich das auf die Arbeit der Newlands Clinic aus?
Die Newlands Clinic ist für viele Menschen zum Ort der letzten Hoffnung geworden. Für «externe» HIV-Patientinnen und -Patienten haben wir dieses Jahr Mehrkosten von rund CHF 100 000 ausgegeben. Leider kommen manche in einem sehr schlechten Zustand; oft mit HIV-bedingten Tumoren, die leider nicht mehr behandelbar sind. Das sind äusserst bittere Momente für das medizinische Team. Aber am Ende überwiegt, dass wir die Leben vieler Menschen zum Positiven verändern können.

Wie hat die Newlands Clinic die Versorgung der Patientinnen und Patienten in dieser schwierigen Zeit sichergestellt und den Betrieb aufrechterhalten?
In den letzten Monaten waren viele neue Ideen und Anpassungen gefragt: Dank Kooperationen mit lokalen Einrichtungen konnten unsere Patient*innen beispielsweise ihre HIV-Medikamente auch während des Lockdowns unmittelbar in ihrer Nachbarschaft abholen. Im Bereich der Ausbildung reisten unsere Fachpersonen in die Provinzen, um die Gesundheitsfachleute vor Ort auszubilden. Diese dezentralen Schulungen zeigten sich sehr erfolgreich, weil die lokalen Bedürfnisse und Gegebenheiten direkt einfliessen konnten. Wir werden diese deshalb in Zukunft weiter beibehalten. Dank unserem engagierten Team konnten wir mittlerweile alle Projekte wieder aufnehmen.

Wie sieht Ihre Bilanz des Jahres 2020 aus?
Dieses Jahr hat uns alle ans Limit gebracht, aber in der Bilanz überwiegt für mich das Positive bei weitem. Dass die Newlands Clinic auch in diesen herausfordernden Monaten weiter funktionierte und wir sogar unsere Dienstleistungen und Angebote ausbauen konnten, ist der ungebrochenen Unterstützung und Hilfe aus der Schweiz geschuldet. Und natürlich einem hochprofessionellen Team, welches beherzt und flexibel arbeitet und weitsichtig plant.