Act against Aids

Jahresbericht: «Das Bedürfnis nach Ausbildung ist riesig»

Die Corona-Pandemie hatte einmal mehr einen grossen Einfluss auf die Aktivitäten unseres Ausbildungszentrums. Dank Online-Kursen konnte unser Team so viel medizinisches Personal ausbilden wie noch nie. Unser Ausbildungsdirektor Dr. Cleophas Chimbetete gibt einen Einblick ins vergangene Jahr.

Das Ausbildungszentrum der Newlands Clinic hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Was waren die grössten Herausforderungen?
Die Regierung hat im Kampf gegen die Corona-Pandemie verschiedenste Massnahmen ergriffen. Kurse vor Ort waren zeitweise nicht möglich, weil die Teilnehmenden nicht anreisen durften. Deshalb mussten wir die Hälfte der Kurse im Ausbildungszentrum absagen. Nach der Lockerung der Massnahmen konnten wir die Präsenzkurse wieder aufnehmen. Aber aus Sicherheitsgründen und weil wir den praktischen Ausbildungsteil in der Klinik nicht wie gewohnt anbieten konnten, haben wir die Zahl der Teilnehmenden limitiert.

Trotzdem besuchten über 1'500 Gesundheitsfachpersonen einen Ausbildungskurs, deutlich mehr als in anderen Jahren. Wie war dies möglich?
Die Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung. Seit Winter 2021 bieten wir Online-Schulungen zu spezifischen Themen rund um die HIV-Behandlung an. Diese Bemühungen haben wir im vergangenen Jahr intensiviert, was die grosse Zahl der ausgebildeten Gesundheitsfachpersonen erklärt. Das Angebot stiess auf reges Interesse, was uns in diesem Ausmass überrascht hat. Das Bedürfnis nach Ausbildung in Simbabwe ist riesig.

Ist also Online-Ausbildung der bessere Weg?
Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Online-Ausbildung auch bei uns erfolgreich ist. Sie ist eine gute Ergänzung zu unseren Präsenzkursen, ersetzt diese aber nicht. Denn das Format hat Nachteile. Ein zentraler Bestandteil unserer Ausbildung vor Ort ist die Begleitung des medizinischen Personals der Newlands Clinic. Dies ist online nicht möglich. Auch der instabile Internetzugang ist ein Problem.

Die Klinik bietet auch mehr dezentrale Kurse in den Distrikten an. Warum ist dies wichtig?
Auch die Patientinnen und Patienten in abgelegenen Regionen sollen Zugang zu einer wirkungsvollen HIV-Therapie haben. Aufgrund von Personalmangel und der anhaltenden Abwanderung von Gesundheitsfachpersonen können die Kursteilnehmenden ihren Arbeitsplatz nicht verlassen. Das Gesundheitsministerium hat uns deshalb gebeten, unser Wissen direkt in entlegene Regionen Simbabwes zu bringen. Nun bieten wir die Kurse zur HIV-Behandlung auch in den Spitälern vor Ort an. Dadurch können wir die gegebenen Arbeitsbedingungen optimal
in die Ausbildung miteinbeziehen.

Ein Höhepunkt im vergangenen Jahr war die Zusammenarbeit mit dem Chitungwiza Central Hospital in Harare. Wie kam es dazu?
Zusammen mit dem Gesundheitsministerium wollen wir im ganzen Land HIV-Kompetenzzentren aufbauen. Dadurch kam die Zusammenarbeit mit dem Chitungwiza Central Hospital zustande. Das öffentliche Spital liegt nahe der Newlands Clinic und ist für die Ausbildung von medizinischem Personal zuständig. So können wir die Fachkräfte ausbilden, bevor sie ihre Arbeit in den Distrikten aufnehmen. Die Zusammenarbeit hat grossen Anklang gefunden und die Rückmeldungen sind ermutigend. Doch das Projekt befindet sich noch in den Kinderschuhen.

Sie sind neu im Rat der grossen staatlichen Midlands State University in Simbabwe. Was bedeutet dies für Sie und die Klinik?
Für mich ist es ein Meilenstein und eine grosse Ehre, Simbabwe auf diese Weise dienen zu dürfen. Die Midlands State University baut momentan eine medizinische Fakultät auf. Wir diskutieren bereits, wie wir als Newlands Clinic die HIV-Kurse an der Universität anbieten könnten. Das sind grossartige Möglichkeiten, die sich aus meiner neuen Position ergeben.

Welche Ziele verfolgt das Ausbildungszentrum im kommenden Jahr?
Wir wollen unsere Online-Präsenz weiter ausbauen. Die Teilnehmenden sollen sich jederzeit auf einer Lernplattform einloggen und am Kurs teilnehmen können. Ein besonderes Augenmerk legen wir auch auf die dezentralen Ausbildungen in den Distrikten. Als Ausbildungszentrum wollen wir unser Wissen in die hintersten Winkel unseres Landes bringen. Damit tragen wir zur Stärkung des öffentlichen Gesundheitswesens bei.